Taka der Schleicher
Genre: Fantasy, Homoerotik
Status: veröffentlicht, Taka bei Amazon
Eine heiße Story mit Tiefgang. Die Protagonisten bewahren sich trotz romantischer Allüren ihren Biss; sie haben die Brutalität und Gerissenheit der Orks aus Tolkiens Werken inne und verfolgen ihre Ziele auf eigene Weise.
Inhalt:
Der orkische Henker Girsh ist eine respekteinflößende Erscheinung. Er erledigt die Aufgaben, die sein Beruf mit sich bringen, mit kalter Effizienz. Gnade ist ihm fremd. Doch sein neuester Gefangener, der hübsche wie auch gerissene Taka, stellt ihn auf eine harte Probe. Für Girsh wird es immer schwerer, seine professionelle Fassade zu wahren, während er Taka auf seine Hinrichtung vorbereitet. Der kleine Gauner ist mit allen Wassern gewaschen und versucht jeden noch so schmutzigen Trick, um den Henker um seinen Finger zu wickeln. Wer eine Geschichte sucht, in der es richtig heiß her geht, aber trotzdem den Anspruch an lebendige Charaktere und eine faszinierende Rahmenhandlung hat, ist hier genau richtig!
XXL-Leseprobe:
Das Geschrei drang bis zu ihm hinab, tief in den dunklen Bauch des Berges hinein, ein fernes Rufen aus der Welt der Sonne und des Windes. Girsh trottete den Hauptstollen entlang, hin zum Tageslicht. Wie ein Geist kam er aus dem Schlund, einem ehemaligen Bergwerk der Menschen. Er blinzelte, als er aus den Schatten trat und schirmte seine grauen Augen mit der Hand ab. Sein Arm sah blass aus, stellte er fest, wie auch sein übriger Körper, das fahle Braun einer orkischen Leiche. Und manchmal fühlte Girsh sich auch, als sei er lebendig begraben im ewig hungrigen Maul des Berges, der die Orks verschlang, die dazu verurteilt waren, in seinen Eingeweiden auf ihren Tod zu warten. Girsh genoss den kurzen Moment des Tageslichtes und den Wind auf seinem nackten Oberkörper, dessen kränklicher Hautton nicht zu seiner kräftigen Statur passen wollte. Die Sonne schien warm auf seinen kahlen Kopf.
Seine Ohren hatten ihn nicht getäuscht, drei Orks näherten sich von der Hochebene aus. Girsh kniff die Augen zusammen, um sie besser erkennen zu können. Zwei von ihnen waren die beiden Häscher des Häuptlings. Sie zerrten einen kleinen, dunkelgrünen Ork mit sich, der vergebens versuchte, sich loszureißen. Die drei waren nun so nah, dass Girsh ihre Worte verstehen konnte.
„Du brauchst gar nicht erst versuchen, es zu leugnen! Der Henker weiß Mittel und Wege, um auch aus einem verlogenen kleinen Gauner wie dir die Wahrheit herauszukitzeln.“
„Wer sagt denn, dass ich es leugne? Ich stehe dazu! Nakra ist der unfähigste Häuptling aller Zeiten, keiner verdient den Tod so sehr wie er! Ihr hättet mir dankbar sein und mir helfen sollen, anstatt mich niederzuschlagen!“
Taka. Das war nur eine Frage der Zeit gewesen. Er stolperte und seine Beine schliffen über den Schotter, während die beiden deutlich größeren Orks ihn zum Schlund zerrten. Sie brachten ihn das letzte Stück des getrampelten Weges hinauf, zogen ihn am Blutgerüst vorbei und hielten vor dem Henker.
Als Girsh auf Taka hinabsah, schien dieser ein Stück zu schrumpfen. „Der Schleicher“, knurrte der fahle Ork und musterte seinen neuen Gefangenen. Takas Knie waren aufgeschürft und trotz seines vorlauten Mundwerks schlotterte er so sehr, dass die Knochenkette um seinen Hals leise klapperte. Die eisblauen Bemalungen auf Brust und Armen waren verschmiert, der Lendenschurz aus geschecktem Kuhfell völlig verdreckt. Den Streifen schwarzen Haares, der von seiner Stirn bis hinab ins Genick verlief, trug er zu einem Zopf geflochten, aus dem nun etliche Strähnen heraushingen. Ein hübsches Kerlchen. Und für so viel Machthunger wenig imposant.
„Was erwartet ihn, Gefangenschaft oder Tod?“, fragte Girsh die Häscher.
„Tod“, antwortete einer von ihnen. „Bei Sonnenaufgang. Ein Geständnis ist nicht mehr nötig, Häuptling Nakra hat sich von seiner Schuld bereits persönlich überzeugt.“
Er lachte, der andere Häscher fiel ein.
Girsh warf den beiden abwechselnd einen ärgerlichen Blick zu. „Wenn ihr eine Hinrichtung komisch findet, bitte. Aber in meiner Gegenwart lasst ihr euer dämliches Gekicher! Wenn das nun alles war, könnt ihr verschwinden.“
„Sollen wir den Schleicher nicht in seine Zelle bringen?“
„Mit dem Mickerling werde ich sehr gut alleine fertig.“
„Ist uns Recht. Man sieht sich morgen früh. Verpatz es nicht wieder.“ Sie ließen Takas Oberarme los, auf denen Druckstellen zurückblieben und gingen. Der kleine Ork stellte sich so aufrecht hin, wie es ihm gegenwärtig möglich war. Seine aufgerissenen blauen Augen leuchteten in seinem dunklen Gesicht. An den Rändern waren sie blutunterlaufen.
„Geh vor“, knurrte Girsh und wies mit dem Kopf zum Schlund.
Taka setzte einen trotzigen Gesichtsausdruck auf. Der Henker spannte die Muskeln seines bulligen Oberkörpers an und richtete sich noch ein Stück weiter auf. Er überragte seinen Gefangenen fast um Haupteslänge. Kalt und hart war sein Blick, wie der Stein des Berges selbst. Seine Augen sorgten dafür, dass die meisten Streitigkeiten zu seinen Gunsten ausgingen, ohne dass Girsh handgreiflich werden musste. Taka biss sich auf die Unterlippe, senkte den Kopf und ging nun doch zum Eingang des Schlundes, der sein letzter Aufenthaltsort werden würde.
Hintereinander betraten die beiden Orks den Stollen. Das steinerne Maul verschluckte sie, der Himmel und die Sonne waren fort. Was blieb, war ewige Dunkelheit. Nur vereinzelte Fackeln entlockten ihr ein wenig Dämmerlicht, Lichtinseln in all der Schwärze. Die nackten Fußsohlen der beiden Orks klatschten auf dem harten Grund. Es roch feucht und modrig, irgendwo in der Ferne tropfte es leise. Seit Girsh die Aufsicht über das Gefängnis führte, roch es hier allerdings weniger schlimm als früher. Es gab keinerlei Gestank von Blut oder Ausscheidungen mehr, denn er sorgte penibel für Sauberkeit. An den Wänden erschienen in unregelmäßigen Abständen Seitenstollen, allesamt vergittert. In einigen standen Orks, die Hände um das Eisen geklammert und beobachteten die beiden, froh über die Abwechslung. Nur in Furnaks Zelle rührte sich wieder nichts. Girsh hatte jeden Einzelnen von ihnen schon vor ihrer Gefangennahme zumindest vom Sehen her gekannt. Mit nicht einmal einer Tausendschaft war ihre Rotte nicht sehr groß. Nicht mehr.
Manche grüßten den Neuankömmling, den er vor sich her gehen ließ, doch die meisten lachten Taka aus.
„Na? Hat es wieder nicht zum Häuptling gereicht?“, höhnte jemand. „Taka der Große! Ich beuge mein Haupt vor dir!“ Ein anderer ergänzte: „Ja, vor Lachen!“
Taka erwiderte nichts.
Sie kamen an die letzte Gittertür, die größer als alle anderen im Gestein prangte. Die Flügel standen offen wie bei einem Portal und der Geruch von Eisen hing in der Luft.
„Geh hinein“, befahl Girsh. „Setz dich auf den Stuhl vor dem Tisch.“
Als Taka den Fuß über die Schwelle setzen wollte, hielt er mitten in der Bewegung inne. Das taten sie alle, denn dieser Raum war keine Zelle. Dort stand ein Knochenbrecher, daneben eine Vorrichtung zum Aufhängen, auf der anderen Seite ein mit Nägeln beschlagener Baumstamm und etliche weitere Apparaturen, deren grausige Funktionsweise die meisten Orks nur erahnen konnten. Girsh kannte sie alle.
„Du brauchst mich nicht zu foltern“, sagte Taka. „Ich gestehe auch so.“ Sein Tonfall sollte wohl lässig klingen. Es misslang kläglich, seine Stimme zitterte inzwischen genauso wie der Rest von ihm.
„Geh hinein“, wiederholte Girsh unbeeindruckt und Taka blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Er setzte sich wie befohlen auf den knöchernen Stuhl, an dessen Armlehnen sich Riemen zum Anbinden befanden. „Wird es nötig sein, dich festzumachen?“
„Ich stehe zu meiner Tat“, erwiderte Taka. „Ich werde weder davonlaufen, noch um Gnade winseln. Und bereuen werde ich auch nichts, egal, was du mit mir anstellst! Die Mühe, mich zu quälen, kannst du dir sparen.“
Einer von Girshs Mundwinkeln zog sich ein wenig zur Seite. Er setzte sich gegenüber von Taka auf den Tisch, um ihn durch den Höhenunterschied zusätzlich einzuschüchtern. Meist war es gar nicht nötig, die Apparaturen anzuwenden, wie sein Vorgänger es gern getan hatte. Man musste nur ein wenig Fingerspitzengefühl beweisen. Er nahm einen breiten Eisenring zur Hand, der neben lauter anderen Gerätschaften auf der Tischplatte lag, hielt ihn vor sein Gesicht und drehte ihn langsam, damit Taka ihn von allen Seiten betrachten konnte.
„Das hier ist ein Kopfeisen. Man legt es um die Stirn und über die Schraubverbindung am Hinterkopf kann man es so eng einstellen, wie man will, bis der Schädel platzt.“ Er hatte es noch nie benutzt, genauso wie die meisten anderen Werkzeuge hier, aber dass wusste der Gefangene ja nicht.
„Ich sagte doch, dass ich rede!“, keuchte Taka. „Frag mich doch einfach, was du wissen willst! Oder macht es dir Spaß, deine Opfer zu quälen?“ Takas Körper glänzte vor Schweiß, obwohl es hier unten kühl war. Die Reste seiner Körperbemalung verliefen, als wäre er in den Regen gekommen. Eine Gänsehaut überzog seine Arme und seinen Rumpf, seine dunklen Brustwarzen wurden zu harten Spitzen.
Girsh ließ das Kopfeisen sinken.
„Du solltest dein vorlautes Mundwerk wenigstens für die letzten Stunden deines Lebens ablegen, Taka, den man den Schleicher nennt, das rate ich dir dringend.“
„Warum sollte ich? Was habe ich denn noch zu verlieren?“ Takas Stimme klang schrill.
Girsh hingegen blieb ruhig wie ein Fels. Das musste er auch, bei den extremen Gefühlen, die im Schlund kochten. Manch einer war hier drin wahnsinnig geworden, wie kürzlich Furnak. Der hatte eine tönerne Öllampe über sich entleert und sich selbst in Brand gesteckt, um seinem Dasein ein Ende zu setzen, allerdings nur mit halbem Erfolg. Er vegetierte noch immer in seiner Zelle vor sich hin, bis zur Unkenntlichkeit entstellt und vom Fieber geschwächt. Inzwischen erwachte er fast überhaupt nicht mehr. Obwohl Girsh sich größte Mühe gab, die Gefangenen nicht als vollkommene Wracks wieder zu entlassen, konnte er nicht alles Leid verhindern und das wollte er auch nicht. Was er wollte, war saubere, neutrale Gerechtigkeit.
„Du selbst entscheidest, Taka, ob du deine letzten Stunden hier mit mir in der Folterkammer oder in deiner Zelle verbringst. Je besser du mitarbeitest, umso eher werde ich dich zu deinem Bett aus Stroh führen, wo du bei einem Krug sauberen Wassers und warmem Getreidebreis in Ruhe deine letzte Nacht verbringen kannst.“ Er legte das Kopfeisen beiseite. „Also was hast du verbrochen? Wenn ich dich morgen hinrichte, muss ich vorher eine Ansprache halten, du weißt ja, wie das läuft: Rede, Urteil, Vollstreckung. Sag mir alles, was ich wissen muss.“
Taka leckte sich die Lippen.