Bluthexer auf Abwegen

Genre: Science Fantasy, Gay Romance

Status: Veröffentlicht, Bluthexer auf Abwegen bei Amazon

Inhalt:

Eine Fantasy-Kurzgeschichte mit männerliebenden Männern.

Die Bluthexer haben die Vollkommenheit für sich gepachtet – Fulcaire bildet die unrühmliche Ausnahme. Magisch gänzlich untalentiert schlägt sich der ewige Novize durch das Leben. Bei einem Ausflug in den sündigen Stadtstaat Obenza gerät er an den aufdringlichen Jungvampir Marlin, den Worte allein in seinem Tatendrang nicht aufzuhalten vermögen. In seiner Not ruft Fulcaire seinen Orden um Hilfe an. Ein Hexenmeister und ein Kampfhexer, die zufällig in der Nähe weilen, werden ihm als Verstärkung geschickt, um den liebestollen Blutsauger loszuwerden. Doch die beiden waren eigentlich aus einem ganz anderen Grund vor Ort und lassen sich in Gegenwart von so viel Unzucht, die ihrer Auslöschung harrt, nur allzu leicht von der Rettungsmission ablenken. Kann Fulcaires Unschuld gerettet werden?

Auch ein Wolkenleopard hat manchmal gute Laune: Dieses Werk ist mit einem Augenzwinkern zu betrachten. Ein lockeres Häppchen für zwischendurch.

Szenario – Die Zukunft von Asamura:

Die Welt Asamura, welche die Leser aus den anderen Geschichten bereits kennen, sieht neun Jahrhunderte später zur Zeit von Fulcaire um einiges fortschrittlicher aus. Man braust auf Aeromotos durch die Lüfte und hört über das Interkom Musik von Gruppen wie Chrom Vanadium. Manche Dinge jedoch ändern sich nie. Besonders nicht, wenn es nach den Bluthexern geht, die auf gute almanische Werte schwören und diese notfalls mit brachialer Gewalt verteidigen. Ein Stück Science-Fantasy mit männlichen Charakteren, die ihre Freude an anderen Männern haben.

XXL-Leseprobe

›Was gibt`s‹, fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung mit gereiztem Unterton.
»Hallo, Tek, hier ist Marlin«, grüßte sein jüngerer Verwandter. »Ich weiß, du bist sauer, weil ich mich so lange nicht gemeldet habe. Hörst du mir trotzdem zu?«
›Du bist wie dein Urahn, der missratene Mako, der sich mein Sohn schimpft. Kein deut besser, hält es seit 124 Jahren nicht für nötig, sich zu melden. Nur Sorgen! Ledwickerblut ist kaltes Blut, ihr wart von Anfang an verseucht. Wo treibst du dich rum?‹
Marlin spielte mit einem teebefleckten Untersetzer. »Ich bin hier in Obenza in einer Kneipe. Aber ich gedenke, heute Abend nach Hause zu kommen.« Diese Zauberworte stimmten Tekuro in der Regel milde, völlig gleich, wie lange man sich unerlaubt in der Weltgeschichte herumgetrieben hatte.
›So?‹, fragte der andere Vampir versöhnlich. ›Ich werde jemanden schicken, der dich abholt. Wo genau bist du, ich lasse alles vorbereiten. Gehe ich recht in der Annahme, dass es ein gewisses Kellerlokal für einsame Leute ist? Mit Flieder als Firmenfarbe? In Obenza gibt es nichts, was ich dir nicht auch nach Carnac holen könnte, mein Junge. Wir veranstalten ein Festessen zu deiner Heimkehr. Irgendwelche Wünsche?‹
So streng Tekuro als Familienoberhaupt auch war – sobald es darum ging, die verlorenen Schäfchen nach Hause zu führen, ließ er sich nicht lumpen. Für das Fortlaufen wurde man bestraft, wenn er einen unterwegs erwischte, niemals aber für das Nachhausekommen. Die Tore des unterirdischen Reiches standen für die Seinen stets offen, sogar für die Nachkommen seines ältesten Sohnes. Marlin grinste. »Ich habe eine Bitte, Tekuro.«
Verärgertes Schweigen, dann: ›Lass mich raten. Davon, ob ich sie dir gewähre, hängt ab, ob du heute heimkehrst. Eure Linie ist hinterhältig und mies, dabei hast du nicht mal die dummen blonden Haare von Mako geerbt, sondern anständiges Schwarz. Ich hatte wirklich geglaubt, aus dir würde trotz deiner Abstammung ein ordentlicher Vampir werden. Jetzt spuck`s schon aus und dann sehen wir, ob ich etwas für dich tun kann.‹
»Ich habe hier einen Sklaven. Den möchte ich mitbringen und behalten. Nicht als Konserve, sondern einfach so.«
›Verstehe, ein Spielgefährte. Beschreibe ihn mir. Ist doch ein Er, oder?‹
»Oh ja«, schmachtete Marlin und betrachtete seinen Begleiter, der neben ihm sitzend einen Tee trank. Während er selbst optisch etwa dreißig war, vom nächtlichen Schwimmen muskulös, sah sein neuer Freund aus wie ein Mittvierziger, der einen Reaktorunfall überlebt hatte. Er war blass und haarlos mit einem schlanken, weichen Körper. Sein weißes Fleisch war hundertfach gezeichnet von Instrumenten des Schmerzes. Marlin las die Botschaften seiner Haut wie ein offenliegendes Buch. Er wusste, was dieser Mann brauchte und fand ihn wundervoll. »Er ist älter als ich, hat Glatze und unwahrscheinlich viele Narben, aber es ist es nicht allein sein leckeres Aussehen. Er hat das gewisse Etwas, du weißt, wovon ich spreche. Ich brauche diesen Mann in meinem Bestand, Tekuro, ich muss ihn besitzen! Er ist sogar Souvagner, so wie du früher. Sag ja!«
›Ein kahler Souvagner voller Narben?‹ Tekuros Stimme wurde zum Ende hin lauter und Marlin hörte eine Tonlage, die er nur selten von dem fast 900 Jahre alten Vampir vernahm: Angst. ›Trägt er eine Robe?‹
»Äh, ja. Woher weißt du das?«
›Marlin, hör mir genau zu, du darfst nun keinen Fehler machen. Der Kerl, den du dir geangelt hast, ist ein Bluthexer. Sie sind ein Orden von Magiern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Untote zu jagen. Sie sind religiöse Fanatiker, die sich für vollkommener halten als ihren eigenen Gott. Sie sehen sich als dazu auserkoren, Ainuwars fehlerhaftes Werk zu korrigieren. Und einer dieser Fehler sind wir. Als was auch immer der Mann sich ausgibt, er ist nicht dein Sklave, nicht dein Freund, nicht dein Spielgefährte. Er ist dein Tod! Sieh zu, dass du ihn so schnell wie möglich loswirst, ohne ihn zu provozieren. Stelle nie seine Weisheit infrage. Nicht umsonst nennen sie alle, die nicht ihrem Orden angehören, Unwissende. Verschwinde da, Marlin!‹
Marlin grinste noch immer. »Tekuro, ich hatte eine Bedingung gestellt. Er ist letzten Endes nur ein Mensch, egal ob Hexer oder nicht. Du vergisst, über welche Fähigkeiten wir Söhne und Töchter der Schatten verfügen. Als ich sagte, dass ich ihn brauche, war das eine klare Ansage. Wenn ich ihn nicht mitbringen darf, sehe ich keinen Anlass, nach Hause zu kommen.‹
›Marlin‹, rief Tekuro nun mit unterdrückter Hysterie. ›Das ist kein Spaß! Du bist ein Vampir, aber du bist nur theoretisch unsterblich. Es gibt hundert Wege, dich zu töten und ein Bluthexer ist Meister darin. Der demontiert dich!‹
Marlin lachte, schüttelte den Kopf und legte auf. Er würde es später noch einmal versuchen. Ein wenig Funkstille bewirkte bei Tekuro oft wahre Wunder. Er schob das Handcom in die Hosentasche und widmete sich wieder Fulcaire, der gerade den Teebeutel aus seiner Tasse hob. Marlin zog ihm die graue Kapuze in den Nacken und küsste seine Glatze, die so zerfurcht war wie die Kraterlandschaft der beiden Monde.

Hier geht es weiter!